Sonntag, 21. Februar 2010

Neue Trends der Liebe!

von Slamek Oswalek

Aus den USA schwappen ja immer mal wieder neue und moderne Trends des Kennenlernens, der Beziehungsanbahnung und der Sexualität zu uns herüber. Ich muss zugeben, dass mich das in der Vergangenheit häufig verwirrt hat. Bei „Blind-Dates“ ging ich naheliegenderweise zunächst davon aus, dass sich diese an die Zielgruppe mit der gelben Armbinde und den schwarzen Punkten darauf richten.
Beim „Speed-Date“ dachte ich, dies sei für Amphetaminsüchtige entwickelt worden, die sich nicht mit irgendwelchen unaufgepeppten Langweilern wie mir treffen, sondern möglichst rasch zur Sache kommen wollen. Weit gefehlt!
Beim „Silent-Date“ habe ich es dann klüger angestellt und erst einmal sämtliche Gedanken, dieser Trend könne sich an Taubstumme oder Hörsturzbetroffene richten, hinten an gestellt. Stattdessen habe ich im Internet recherchiert und herausgefunden, dass sich beim Silent-Date ganz normale Singles treffen, ohne allerdings miteinander zu reden! Man kommuniziert lediglich über die Augen, Mimik, Gestik und kleine Handzettel!
Das halte ich für eine bahnbrechende soziokulturelle Errungenschaft, die endlich auch den heutzutage üblichen Kommunikationsgepflogenheiten in einer Beziehung Rechnung trägt! Die Zeit veröffentlichte nämlich 2007 eine Studie, wonach Partner durchschnittlich acht Minuten täglich miteinander reden! Ich habe hingegen festgestellt, dass ich in meiner letzten Beziehung aus dem Rahmen fiel und durchschnittlich mehr als eine Stunde täglich mit meiner Partnerin sprach! Also auch kein Wunder, dass diese Beziehung scheiterte…
Aber nun können die jungen Liebenden ja bereits beim Kennenlernen den zu erwartenden kommunikativen Verlauf einer sich anschließenden Liebesbeziehung und Ehe antizipieren und trainieren – und das finde ich gut. Soll jedenfalls mal keiner behaupten, aus Amerika käme nur Scheiße! Und das Ganze ist ja erst der Anfang:
Die postmodernen Trends stehen bereits in den Startlöchern! „Blind-Wedding“ wird kommen und ist sinnvoll! Man heiratet einfach mit einer Augenbinde irgendwen vergleichbaren sozialen Standes und nimmt die Binde nicht vor dem ersten Beischlaf ab. Denn geschieden werden die meisten Ehen ja ohnehin – so hat man aber wenigstens noch den unvergesslichen Spaß der Überraschung in der Hochzeitsnacht!
„Speed-Wedding“ wird folgen! Dabei heiratet man dann in sieben Jahren sieben verschiedene Partner, durchlebt sieben Trennungsjahre und lässt sich sieben mal scheiden. Alles bereits im Vorfeld vertraglich geregelt und durch Mengenrabatte der Standesämter und Amtsgerichte auch finanziell lukrativ. Man spart sich mit jeder Scheidung reich!
Und „Silent-Wedding“? Auch nur eine Frage der Zeit! Sozialwissenschaftler und Psychologen haben ja längst gezeigt, dass sich die meisten Beziehungskonflikte aus Missverständnissen in der Kommunikation ergeben. Da liegt die Lösung auf der Hand: Keine Kommunikation, keine Konflikte, mehr gemeinsames Glück und weniger Scheidungen! Außerdem sind Heiratsanträge mit kurzen Handzetteln ja auch viel praktischer: „Heiraten?“ „Ja!“, „Nein!“, „Vielleicht!“.
Das ist zwar weniger romantisch, dafür aber vom Aufwand her wesentlich ökonomischer, erfordert weniger Mut und dürfte die Hochzeitsquoten endlich wieder in die Höhe schnellen lassen. Die Zettel sind außerdem später eine schöne Erinnerung für die Kinder und Kindeskinder.
Und das Ganze bleibt ja auch praktisch. Hat ER z.B. später einmal Lust auf Sex, braucht er sie nur noch mit den Augen anzuzwinkern, anstatt Interesse an einem Gespräch zu heucheln und sich vorher stundenlang mit ihr zu unterhalten. Und SIE braucht im Gegenzug auch keine Ausreden á la Migräne mehr vorzuschützen, sondern kann einfach kurz die Augen zusammenkneifen, den Kopf schütteln, und sich wieder den Desperate Housewifes zuwenden.
Die Vorteile liegen also auf der Hand: Die Trends aus den Staaten machen das Lieben leichter und steigern das Glück und die Qualität von Beziehungen bereits in der Kennenlernphase.
Weitere Trends, die ich unter anderen kommen sehe sind: „Partner-Hopping“, „Beziehungs-Sharing“, „Petting-Enrichment“ und „Sex-Enlargement“. Darauf freue ich mich jetzt schon! Aussteigen werde ich vermutlich erst bei „Speed-Silent-Darkroom-Dates“ – aber bis dahin werden wohl noch zwei oder drei Jahre ins Land ziehen.
 

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